Endlich Fachärztin! Dr. Ariana Palacio über die vollumfängliche Weiterbildung

Als Ärztin/Arzt in Weiterbildung steht man vor wichtigen Entscheidungen: Die Wahl zwischen verschiedenen Fachrichtungen spielt dabei eine ebenso große Rolle wie die Entscheidung für eine medizinische Institution, die als Weiterbildungsstätte zugelassen ist.  

Dies können ein akademisches Lehrkrankenhaus, ebenso gut aber auch eine Praxis, ein MVZ oder eine andere Versorgungseinrichtung sein. Da sich mittlerweile immer mehr Behandlungen im ambulanten Bereich abspielen, empfiehlt es sich für angehende Fachärzt:innen, während der Dauer der Weiterbildung sowohl im ambulanten als auch klinischen Arbeitsumfeld tätig zu sein.  

Und dann gibt es schließlich noch die Möglichkeit der vollumfänglichen Weiterbildung in einer Praxis, für die sich Dr. med. Ariana Palacio entschieden hat. Sie ist die erste WBA, die die vollumfängliche Weiterbildung innerhalb der CORIUS Gruppe absolviert hat, und ist seit Februar 2024 Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten im MVZ Dermatologisches Zentrum Bonn.  

Im Interview berichtet uns Frau Dr. Palacio von ihrer Zeit als Weiterbildungsassistentin: welche Erfahrungen sie gemacht hat, welche Vorteile die vollumfängliche Weiterbildung in einer Praxis bietet und was sie anderen WBA mit auf den Weg geben möchte. 

Inhaltsverzeichnis

1. Vollumfängliche Weiterbildungsermächtigung: Definition und Voraussetzungen
2. Der Weg zum Facharzt-Titel: Dr. Ariana Palacio im Interview
3. Vollumfängliche Weiterbildung in der Praxis – Ihre Vorteile auf einen Blick

Vollumfängliche Weiterbildungsermächtigung: Definition und Voraussetzungen

Die vollumfängliche Weiterbildungsermächtigung ist eine besondere Qualifikation, die es einer medizinischen Einrichtung wie einer Praxis oder einer Klinik ermöglicht, Weiterbildungsassistent:innen eine umfassende und vielseitige Ausbildung anzubieten. Doch was genau verbirgt sich hinter dieser Ermächtigung und welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um sie zu erhalten?

Was ist die vollumfängliche Weiterbildungsermächtigung? 

Die vollumfängliche Weiterbildungsermächtigung ist eine formelle Anerkennung durch die zuständige ärztliche Kammer oder Behörde, die einer medizinischen Einrichtung das Recht verleiht, Ärzt:innen in verschiedenen Fachbereichen und Kompetenzbereichen auszubilden.  

Anders als bei rein klinikbasierten Programmen ermöglicht die praxisorientierte Weiterbildung den Ärzt:innen, direkt in den Alltag einer Praxis einzutauchen und dort praktische Erfahrungen zu sammeln.  

Dies umfasst nicht nur die Diagnose und Behandlung von Patient:innen und die enge Zusammenarbeit mit erfahrenen Fachärzt:innen, sondern auch die Förderung von Soft Skills, interdisziplinärem Denken und persönlicher Entwicklung.
 

Voraussetzungen für die vollumfängliche Weiterbildungsermächtigung

Das MVZ Dermatologisches Zentrum Bonn hat als erste Praxis im CORIUS Netzwerk die vollumfängliche Weiterbildungsermächtigung erhalten, die in 60 Monaten eine strukturierte Weiterbildung zur/m Fachärztin/Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten ermöglicht. Das sind die Voraussetzungen, um diese Befugnis zu erhalten:  

• Qualifizierte Ausbilder:innen: Die Einrichtung muss über qualifizierte Ärzt:innen verfügen, die als Ausbilder:innen fungieren können. Diese Ärzt:innen sollten über umfangreiche klinische Erfahrung verfügen und in der Lage sein, ihr Wissen und ihre Fertigkeiten effektiv an Weiterbildungsassistent:innen weiterzugeben
• Strukturiertes Ausbildungsprogramm: Es muss ein strukturiertes Ausbildungsprogramm vorhanden sein, das alle relevanten Fachbereiche und Kompetenzbereiche abdeckt. Dieses Programm sollte klar definierte Lernziele, Lehrmethoden und Evaluationsverfahren umfassen.
  
• Angemessene Ressourcen: Die Einrichtung muss über ausreichende Ressourcen verfügen, um eine hochwertige Ausbildung zu gewährleisten. Dazu gehören unter anderem angemessene Lehrmaterialien, Ausstattung und personelle Unterstützung.
• Einhaltung gesetzlicher Vorgaben: Die Einrichtung muss alle gesetzlichen Vorgaben und Qualitätsstandards einhalten, die für die ärztliche Ausbildung gelten. Dazu gehören beispielsweise Hygienevorschriften, Datenschutzbestimmungen und Arbeitszeitregelungen.
  
• Regelmäßige Evaluierung und Qualitätssicherung: Es müssen Mechanismen zur regelmäßigen Evaluierung und Qualitätssicherung des Ausbildungsprogramms vorhanden sein. Dies kann durch Feedback von Weiterbildungsassistent:innen, Peer-Reviews oder externe Audits erfolgen.
  
• Anerkennung durch die zuständige Behörde: Schließlich muss die Einrichtung die vollumfängliche Weiterbildungsermächtigung formell von der zuständigen ärztlichen Kammer oder Behörde erhalten. Dies erfordert in der Regel einen Antrag, der bestimmte Kriterien und Nachweise erfüllen muss. 

Der Weg zum Facharzt-Titel: Dr. Ariana Palacio im Interview

Der Weg zum Facharzt-Titel begann für Dr. Ariana Palacio im Januar 2019. Nach der Approbation entschied sie sich dafür, ihre Weiterbildung im MVZ Dermatologisches Zentrum Bonn zu absolvieren – erst als Praktikantin, einen Monat später bereits als Assistenzärztin.  

Im Sommer 2020 wurde schließlich offiziell die Möglichkeit der vollumfänglichen Weiterbildung im ambulanten Bereich etabliert. Für Dr. Palacio stand ab diesem Zeitpunkt fest: „Ich nutze diese Chance und absolviere meine Facharztausbildung im MVZ Dermatologisches Zentrum Bonn!” 

Rund fünf Jahre später hielt sie schließlich die Promotionsurkunde in der Hand und beendete kurz darauf im Februar 2024 erfolgreich ihre Facharztausbildung. Im Interview berichtet uns Dr. Palacio von dieser aufregenden Zeit. 

Warum haben Sie sich für den Fachbereich Dermatologie entschieden?

Dr. Palacio: Die Dermatologie ist vielfältig und umfasst sowohl klinische als auch chirurgische Tätigkeiten. Man betreut das gesamte Patientenspektrum und alle Altersgruppen. Es handelt sich um ein optimistisches Fach mit vielen Therapieoptionen – von Immuntherapien bis zu JAK-Inhibitoren. Zudem bietet dieses Fachgebiet Raum für klinische Studien und Forschung. 

Wieso haben Sie sich für eine Weiterbildung im MVZ Dermatologisches Zentrum Bonn entschieden?  

Dr. Palacio: Ich habe mich für die Region Köln-Bonn entschieden, weil ich Freunde aus Austauschprogrammen dort hatte. Vor meiner Approbation habe ich auf der Website der Ärztekammer Nordrhein die Weiterbildungsbefugten für Dermatologie gesucht und mit Google Maps lokalisiert. Ich habe mich bei meinen zwei ersten Favoriten beworben, wurde zu den Vorstellungsgesprächen eingeladen und habe mich letztendlich für das MVZ Dermatologisches Zentrum Bonn aufgrund des netten Eindrucks entschieden. Ohne Zweifel: die beste Entscheidung! 

Wie hat Sie die Praxis bei der vollumfänglichen Weiterbildung unterstützt? 

Dr. Palacio: Im MVZ Dermatologisches Zentrum Bonn konnte ich meine eigenen Patient:innen behandeln und über längere Zeit betreuen. Ich war sowohl operativ als auch klinisch in allen Abteilungen tätig, einschließlich Dermato-Chirurgie, Dermato-Onkologie, entzündliche Dermatosen, Infektiologie und Ästhetik. Somit konnte ich alle Kompetenzen, die für den Facharzt erforderlich sind, erwerben. Durch Frau Dr. Bonness konnte ich z. B. in Hamburg in der Notaufnahme arbeiten. Dort konnte ich die Schwerbrandverletzten unterstützen und auch eine TEN (toxische epidermale Nekrolyse) sehen, was eine der Voraussetzungen für den Facharzttitel ist. Durch Prof. Reinhold wiederum konnte ich das Therapieverfahren der extrakorporalen Photopherese (ECP) in Essen kennenlernen. Im MVZ Das Gefäßzentrum am Rudolfplatz in Köln konnte ich schließlich bei Frau Dr. Wieber und Herrn Anwer Einblicke in die Proktologie und Gefäßmedizin gewinnen.  

Welche Vorteile sehen Sie in der vollumfänglichen Weiterbildung in der Praxis?  

Dr. Palacio: Einen besonders großen Vorteil sehe ich vor allem im Austausch. Wir haben Kontakt zu Assistenz- und Fachärzt:innen – nicht nur in unserem Zentrum, sondern in allen MVZ der CORIUS Gruppe. Wenn jemand eine Kompetenz bei sich in der Praxis nicht erwerben kann, hat man woanders die Möglichkeit. Und wenn man eine Frage zu Patient:innen hat, kann man zu den Kolleg:innen im eigenen MVZ gehen, aber auch Kolleg:innen aus anderen Praxen innerhalb des Netzwerks um Rat fragen.  

Sie sind nun offiziell Fachärztin. Was möchten Sie anderen WBA mit auf den Weg geben? 

Dr. Palacio: Vor allem Hoffnung! Es ist machbar. Die Dauer der Facharztausbildung beträgt 5 Jahre. Sie haben Zeit. Sie müssen nicht alles im ersten Jahr lernen. Außerdem gibt es noch Kolleg:innen, die Sie unterstützen werden. Sie sind nicht alleine, vor allem nicht bei uns in der CORIUS Gruppe, weil wir so ein großes Kompendium an Praxen sind. Zuletzt kann ich allen WBA noch den Tipp geben: Ruhe bewahren, Mühe geben und immer weiter machen – vor allem immer weiterbilden!  

Vollumfängliche Weiterbildung in der Praxis – Ihre Vorteile auf einen Blick

Abschließend werfen wir noch einmal einen Blick auf die Vorteile, die die vollumfängliche Weiterbildung in einer Praxis bietet:  

• Geregelte Arbeitszeiten:  Weiterbildungsassistent:innen profitieren in einer Praxis von geregelten Arbeitszeiten. Im Gegensatz zur Tätigkeit in einer Klinik ist hier nicht mit Wochenend- und Feiertagsarbeit sowie Nachtschichten zu rechnen. 
• Praxisnahe Erfahrungen: In einer Praxisumgebung haben Weiterbildungsassistent:innen die Möglichkeit, direkt mit Patient:innen zu interagieren und echte klinische Situationen zu erleben. Dies ermöglicht es ihnen, ihre klinischen Fähigkeiten in einem realen Umfeld zu entwickeln und zu verbessern
• Breites Spektrum an Erfahrungen: In einer Praxis können Weiterbildungsassistent:innen ein breites Spektrum an Fällen und Krankheitsbildern kennenlernen, da Praxen oft eine Vielzahl von Patient:innen mit unterschiedlichen Bedürfnissen betreuen
• Engere Betreuung und Mentorship: In vielen Praxen gibt es die Möglichkeit, eng mit erfahrenen Kolleg:innen zusammenzuarbeiten und von ihrem Wissen und ihrer Erfahrung zu profitieren. Dies ermöglicht eine individuellere Betreuung und ein intensiveres Mentorship
• Flexibilität und Autonomie: Praxisumgebungen bieten oft mehr Flexibilität und Autonomie bei der Planung des Lernprozesses. Weiterbildungsassistent:innen haben mehr Einfluss darauf, welche Fälle sie bearbeiten möchten und wie sie ihren Lernfortschritt gestalten. 

Wir bei CORIUS bieten Ihnen die Möglichkeit der vollen Weiterbildung (5 Jahre) im MVZ Dermatologisches Zentrum Bonn, im MVZ Dermatologie & Ästhetik Saarland sowie im MVZ Hansaklinik in Dortmund.

Einige unserer Praxen verfügen darüber hinaus über Weiterbildungsermächtigungen in Teilbereichen der Facharztausbildung:

• MVZ Haut & Laser Öhringen (48 Monate Dermatologie)
• MVZ FOKUS HAUT in Koblenz (30 Monate Dermatologie)
• MVZ Hautzentrum am Holzmarkt in Biberach an der Riß (18 Monate Allergologie, 12 Monate Phlebologie inkl. Duplexsonographie)
• MVZ Hautzentrum am Kurpark in Stuttgart (30 Monate Dermatologie)