Zwischen Medizin und Familie – Teil 3: Umgang mit Vorurteilen und Erwartungen

In den ersten beiden Teilen unserer Serie „Zwischen Medizin und Familie“ haben wir uns mit den spezifischen Aspekten von Arztberuf und Muttersein bzw. Arztberuf und Vatersein beschäftigt. Dabei wurde deutlich, dass sowohl Mütter als auch Väter vor der komplexen Aufgabe stehen, ihre Karriere als Ärztin oder Arzt mit den Anforderungen der Familie in Einklang zu bringen.

Doch neben den alltäglichen Herausforderungen gibt es einen weiteren, nicht zu unterschätzenden Faktor: gesellschaftliche Vorurteile und Erwartungen, die Eltern in medizinischen Berufen zusätzlich belasten.

Wir haben mit dem Ärztepaar Dres. Kofler vom MVZ Hautzentrum am Holzmarkt und von der Hautklinik am Holzmarkt zu diesem wichtigen Thema gesprochen und wollten wissen, wie sie Vorurteile und gesellschaftliche Erwartungen im Alltag erleben. Eines können wir Ihnen schon einmal verraten: Stereotype Rollenbilder scheinen nach wie vor eine große Rolle in unserer Gesellschaft zu spielen, dank des unterstützenden Arbeitsumfelds der CORIUS Gruppe jedoch immer weiter in den Hintergrund zu rücken.

Zwischen Medizin und Familie: Dres. Kofler mit ihrer Tochter Viktoria. © privat

Gesellschaftliche Erwartungen und Stereotypen: „Das ist etwas, woran wir alle arbeiten müssen.“

Familien- und Berufsleben unter einen Hut zu bekommen, ist oftmals ein wahrer Drahtseilakt. Wie die richtige Balance gelingen kann, haben wir bereits in einem vergangenen Blogartikel für Sie festgehalten. Dort haben Dres. Kofler über Kind und Karriere gesprochen und uns verraten, wie Sie ihren Alltag als Eltern und Ärztin/Arzt bewältigen.

Im Zuge dessen kam auch ein Thema zur Sprache, das nach wie vor tief in den Köpfen der Menschen verankert zu sein scheint: Stereotype Rollenbilder von Frauen und Männern bzw. Müttern und Vätern.

Als Ärztliche Leiter und Eltern einer kleinen Tochter sind sowohl PD Dr. med. Dr. med. univ. Lukas Kofler als auch Dr. med. Katrin Kofler nicht nur im beruflichen, sondern auch im privaten Alltag immer wieder mit gesellschaftlichen Erwartungen und Stereotypen konfrontiert. Die Rollenbilder von Mutter und Vater, die tief in der Gesellschaft verankert sind, prägen nach wie vor die Wahrnehmung von berufstätigen Eltern, wie auch Dres. Kofler häufig zu spüren bekommen.

Ärztin und Mutter: Ambivalente Anforderungen

Als berufstätige Mutter sieht sich Dr. Katrin Kofler häufig mit negativen Kommentaren und unausgesprochenen Erwartungen konfrontiert. Oft wird ihr – manchmal subtil, manchmal direkt – vermittelt, dass ihre Prioritäten in Frage gestellt werden. Sätze wie „Wie schaffst du das nur, Familie und Karriere zu vereinbaren?“ oder „Ist es nicht ein bisschen zu früh für dich, wieder zu arbeiten?“ gehören zu den ständigen Begleitern ihres Alltags.

Diese Art von Kommentaren lässt erkennen, dass von Müttern nach wie vor oft erwartet wird, sich in erster Linie um die Familie zu kümmern und ihre Karriere hintenanzustellen. Paradoxerweise, so Dr. Katrin Kofler, kommen solche Äußerungen auch von Patient:innen, die gleichzeitig eine Behandlung von ihr erwarten.

Für Dr. Katrin Kofler sind diese gesellschaftlichen Erwartungen eine zusätzliche Herausforderung. Während sie sich voller Hingabe sowohl ihrem Beruf als auch ihrer Familie widmet, wird ihre Leistung als Ärztin und Führungskraft häufig weniger gewürdigt, da ihr Muttersein im Fokus der Kritik steht.

Mit solchen Vorurteilen müssen sich Frauen meiner Meinung nach schon mehr auseinandersetzen als Männer. Gerade in Situationen, wenn man offen damit umgeht und relativ früh mit mehr Stunden wieder ins Arbeitsleben einsteigt. Da kommt häufig die Frage ‚Ja, aber wo ist denn Ihr Kind?‘ Wenn ich dann antworte, dass Viktoria in der Krippe ist, kommt die nächste Frage: ‚Wie können Sie sie schon so früh abgeben?‘. Also da wird man dann auch direkt wieder abgestempelt. Mit diesen Blicken von außen ist man ständig konfrontiert und das ist manchmal gar nicht so einfach. Zudem stellt sich mir die Frage: Muss ich mich da immer für rechtfertigen? Und warum müssen wir das als Frauen und warum müssen es die Männer nicht?

Dr. med. Katrin Kofler Ärztliche Leiterin vom MVZ Hautzentrum am Holzmarkt und der Hautklinik am Holzmarkt
Hautärztin Dr. med. Katrin Kofler

Dr. Lukas Kofler ergänzt:

Ich glaube, dass das, was dieser gesellschaftliche Druck mit einem macht, die Vorwürfe, die man sich macht, wenn man arbeiten ist, weil man nicht beim Kind ist, und die Vorwürfe, die man bekommt, wenn man umgekehrt beim Kind und nicht in der Arbeit ist – ich glaube, die gibt es bei beiden Geschlechtern. Aber der Druck auf berufstätige Mütter ist, denke ich, deutlich höher. Und das ist furchtbar. Das ist etwas, woran wir alle arbeiten müssen, das zu normalisieren.

PD Dr. med. Dr. med. univ. Lukas Kofler, Ärztlicher Leiter vom MVZ Hautzentrum am Holzmarkt und der Hautklinik am Holzmarkt

Es scheint, als würde die Gesellschaft von Frauen immer noch erwarten, dass sie die Hauptlast der familiären Aufgaben tragen, auch wenn sie sich in verantwortungsvollen beruflichen Positionen befinden.

Kind und Karriere? Kein Problem für Dr. Katrin Kofler. Viktoria ist immer in Mamas Nähe – ob bei Verwaltungsaufgaben in der Praxis oder auf dermatologischen Ärztekongressen. © privat

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Berufstätige Väter: Anerkennung von Außenstehenden

Dass seine Frau häufig mit kritischen Blicken und Kommentaren von außen konfrontiert wird, stößt bei Dr. Lukas Kofler auf Unverständnis. Warum wird er als berufstätiger Vater – im Gegensatz zu seiner Frau – oftmals mit Anerkennung überschüttet?

Sätze wie „Es ist beeindruckend, wie du Beruf und Familie unter einen Hut bekommst.“ oder „Toll, dass du dich so um deine Tochter kümmerst, trotz deiner Führungsposition.“ hört er regelmäßig. Diese positiven Reaktionen spiegeln die weiterhin vorherrschende Vorstellung wider, dass Väter, die sich aktiv um ihre Familie kümmern, besonders engagiert und vorbildlich sind.

Für ihn ist diese Anerkennung zwar angenehm, doch es bleibt ein Widerspruch: Während seine Frau mit Kritik konfrontiert wird, wird er für dieselbe Herausforderung – die Vereinbarkeit von Beruf und Familie – gelobt. Und Lob für das Schieben des Kinderwagens oder gemeinsam verbrachte Zeit auf dem Spielplatz zu bekommen, empfindet er regelrecht als skurril:

Ich glaube, dass die Generation unserer Eltern häufig noch ein anderes Rollenverständnis hatte. Sich viel mit dem Kind beschäftigen zu wollen und nicht zu müssen, ist häufig ein Gedanke, auf den man in der Generation seltener kommt. Der ist für uns sehr viel selbstverständlicher. Ich möchte ja mit meiner Tochter Zeit verbringen und ich mache das nicht, um die Stunden abzuarbeiten oder um später sagen zu können ‚Ich bin ein guter Vater‘ oder so. Ich mache es, weil ich es möchte.

PD Dr. med. Dr. med. univ. Lukas Kofler Ärztlicher Leiter vom MVZ Hautzentrum am Holzmarkt und der Hautklinik am Holzmarkt
Hautarzt PD Dr. med. Dr. med. univ. Lukas Kofler
Dr. Lukas Kofler ist Arzt und Vater mit Leib und Seele

Komplimente für das Schieben eines Kinderwagens? Für Dr. Lukas Kofler unverständlich. Für ihn ist gemeinsame Zeit mit seiner Tochter selbstverständlich und erfüllend. © privat

Aufbrechen der Rollenbilder: Ein positiver Wandel

Trotz dieser unterschiedlichen gesellschaftlichen Reaktionen bemerken beide, dass sich die traditionellen Rollenbilder langsam, aber stetig verändern. Immer mehr Menschen erkennen, dass die klassische Rollenverteilung – der Vater als Ernährer und die Mutter als Kümmerin – nicht mehr zeitgemäß ist.

Junge Familien leben heute oft Modelle, in denen beide Elternteile berufstätig sind und sich die Verantwortung für die Familie teilen. Das Paar sieht dies auch in ihrem Freundeskreis und unter Kolleg:innen, wo Väter aktiver in die Erziehung eingebunden sind und Mütter erfolgreiche Karrieren verfolgen.

Auf die Frage hin, was sie sich von der Arbeitswelt in Bezug auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wünschen würde, antwortet Dr. Katrin Kofler:

Ich würde mir wünschen, dass es mehr Möglichkeiten gibt, Kinder in einer sicheren Betreuung zu wissen beziehungsweise, wo immer es die Möglichkeit gibt, Betreuungsplätze zu schaffen. Das ist sicherlich das Wichtigste, um insbesondere Frauen möglichst schnell wieder ins Berufsleben zurückzuholen. Und die allermeisten Frauen wollen ja auch zurück ins Berufsleben, die haben Spaß an ihrem Beruf, sind gut ausgebildet und sind ja oft gezwungen länger in Elternzeit zu bleiben. Und klar, es muss natürlich im Umkehrschluss auch Arbeitsplätze geben, die mit Betreuungszeiten vereinbar sind. Auch das ist ja nicht unbedingt selbstverständlich und auch nicht in jedem Beruf zu Einhundert Prozent möglich. Zudem würde ich mir wünschen, dass Care-Arbeit in der Gesellschaft mehr Anerkennung findet.

Auch Dr. Lukas Kofler erachtet ein gesellschaftliches Umdenken und Aufbrechen von Strukturen als notwendig, um Familie und Karriere noch besser in Einklang bringen zu können:

Ich wünsche mir von der Arbeitswelt mehr gegenseitiges Verständnis und mehr Teamwork für Situationen, in denen das erforderlich ist. Mehr Flexibilität bei Arbeitszeitmodellen, mehr Varianz zwischen Teilzeit, Vollzeit und so weiter. All diese Stärken, die wir in der Praxis ausspielen können, müssen wir ausspielen. Und dann muss es möglich sein, solche Konzepte umzusetzen.

Innerhalb der CORIUS Gruppe erleben Dres. Kofler ein Arbeitsumfeld, das die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördert – sowohl für Frauen als auch für Männer. Die Unterstützung durch flexible Arbeitszeitmodelle und ein offenes Verständnis für familiäre Verpflichtungen hilft ihnen und anderen Kolleg:innen, die traditionellen Rollenbilder zu hinterfragen und individuelle Lösungen für ihre Familienmodelle zu finden. Diese Entwicklung gibt beiden Ärzt:innen Zuversicht, dass die Gesellschaft insgesamt auf dem Weg ist, Stereotype abzulegen und eine moderne, gleichberechtigte Sicht auf berufstätige Eltern zu etablieren.

Ein starkes Team: Dres. Kofler mit Tochter Viktoria. © privat

Kind und Karriere?

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