Zwischen Medizin und Familie – Teil 1: Arztberuf und Vatersein im Fokus
Auf die Frage, weshalb sie sich für ihren Beruf entschieden haben, antworten viele Ärzt:innen mit: „Ich möchte Menschen helfen und einen wertvollen Beitrag zur Gesundheitsversorgung leisten.” Die Möglichkeit, Patient:innen zu helfen und ihr Leben zu verbessern, ist wohl einer der größten Vorzüge dieses Berufes. Die Erfahrung von Dankbarkeit und Wertschätzung seitens der Patient:innen kann äußerst erfüllend sein. Für viele Ärzt:innen ist ihr Beruf daher nicht nur eine Karriere, sondern eine Berufung, die Leidenschaft, Engagement und Hingabe erfordert.
Auf der anderen Seite ist der Arztberuf bekanntermaßen fordernd und zeitintensiv. Die Arbeitszeiten können oft unregelmäßig sein und in Notfallsituationen auch über die üblichen Arbeitsstunden hinausgehen. Hinzu können emotionale und psychische Belastungen kommen, die mit der Verantwortung für das Wohl der Patient:innen einhergehen. Wie gelingt es da, die Rolle als Arzt/Ärztin mit der als Vater/Mutter zu vereinen?
Anlässlich des Vatertages beleuchten wir in diesem Blogartikel das Thema Vaterschaft und Arztberuf einmal genauer. Hierzu haben wir drei Ärzte aus unserem Netzwerk befragt, wie sie die beiden Rollen miteinander in Einklang bringen, welchen Rat sie anderen Ärzt:innen mit auf den Weg geben möchten und wie sie den Vatertag verbringen.
Tipp: Lesen Sie auch unseren Blogartikel „Zwischen Medizin und Familie – Teil 2: Arztberuf und Muttersein im Fokus” und erfahren Sie, wie unsere Ärztinnen aus unserem Netzwerk Beruf und Familie vereinen.
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Vatersein und Arztberuf – ein Spagat zwischen zwei Welten
Die Vaterschaft und die ärztliche Tätigkeit sind zwei facettenreiche Aspekte des Lebens, die beide eine immense Bedeutung und Herausforderung mit sich bringen. Sie sind nicht nur wichtige Persönlichkeitsmerkmale, sondern auch Rollen, die einen tiefgreifenden Einfluss auf das persönliche Wachstum, die Beziehungen und das soziale Gefüge haben.
In der modernen Gesellschaft stehen Väter, insbesondere diejenigen, die im medizinischen Bereich tätig sind, vor einer doppelten Herausforderung: Sie müssen nicht nur den hohen Anforderungen ihres anspruchsvollen Berufs gerecht werden, sondern auch eine erfüllende und präsente Vaterrolle in der Familie übernehmen. Diese Balance zwischen der verantwortungsvollen ärztlichen Tätigkeit und der intensiven Vaterschaft ist ein ständiger Drahtseilakt, der sowohl persönliche als auch berufliche Anpassungsfähigkeit erfordert.
In diesem Spannungsfeld bewegen sich viele Ärzte, die Väter sind. Sie stehen vor der Herausforderung, Prioritäten zu setzen und flexible Lösungen zu finden, die es ihnen ermöglichen, sowohl beruflich als auch privat erfolgreich zu sein. Dies erfordert oft Kompromisse, Unterstützung von der Familie und dem:der Partner:in sowie die Fähigkeit, sich anzupassen und zu organisieren.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf: das sagen unsere Ärzte
Wie gelingt es nun aber, die beiden Rollen in Einklang zu bringen? Wie sieht der ärztliche Alltag mit Kind aus? Und wie verbringen unsere Ärzte den Vatertag? Das verraten uns PD Dr. med. Dr. med. univ. Lukas Kofler (MVZ Hautzentrum am Holzmarkt), Dr. med. Dirk Landwehr und Dr. med. Sven Uwe Jager (beide MVZ Dermatologie & Ästhetik Saarland) im Kurzinterview.
Wie verbringen Sie den Vatertag?
Dr. med. Sven Uwe Jager: Den Vatertag verbringe ich traditionell im Kreise meiner Lieben, die es sich nicht nehmen lassen, mich etwas zu verwöhnen.
Dr. med. Dirk Landwehr: Wandertouren mit anderen Vätern gehören nicht zu meinem Repertoire, eher schon gemeinsames Grillen mit der Familie im Garten.
Den Vatertag werde ich mit meiner Frau und mit meiner Tochter verbringen und ich freue mich über die gemeinsame Zeit. Neben Arbeit, Vorträgen und Wissenschaft bleibt manchmal wenig Zeit, weshalb diese Tage besonders wertvoll sind.
PD Dr. med. Dr. med. univ. Lukas KoflerWas bedeutet Ihnen das Vatersein?
Dr. med. Dirk Landwehr: Was Vaterschaft bedeutet, kann nur beurteilen, wer wirklich Vater ist. In meinem Fall drei anfangs sehr kleinen und mittlerweile größeren Persönlichkeiten zunächst ins Leben zu helfen, mit ihnen die Gipfel und Täler von Kindheit und Jugend zu durchschreiten, ihnen den eigenen Blick auf die Welt bei gemeinsamen Reisen nahezubringen und dann gemeinsam am Tisch die großen und kleinen Themen des Lebens zu diskutieren – ein einzigartiges Privileg!
Dr. med. Sven Uwe Jager: Das Vatersein ist das höchste Glück, das man als Mann erfahren kann. Pflicht und Verantwortung, gepaart mit Freude und Erfüllung erreichen im Vatersein eine vollkommen neue Dimension, zumal man sich vergegenwärtigen muss, dass Vatersein eine lebenslange Verpflichtung bedeutet, derer man sich nie entziehen kann.
Wie vereinen Sie die Rolle als Vater mit der Rolle als Arzt?
PD Dr. med. Dr. med. univ. Lukas Kofler: Den ärztlichen Beruf und die Rolle als Vater unter einen Hut zu bringen, ist sehr herausfordernd – vor allem aufgrund langer Arbeitszeiten und zusätzlicher „nicht klinischer” Tätigkeiten wie Fortbildung, Vortragstätigkeit und Verwaltungsaufgaben. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist in meinen Augen eine der Hauptfragen für die nächsten Jahre, um einerseits als Arbeitgeber:in attraktiv zu bleiben und andererseits Expertise von qualifizierten Kolleg:innen zu erhalten. Daher profitieren von modernen Konzepten der beruflichen und privaten Vereinbarkeit zum einen der:die Arbeitgeber:in, vor allem aber auch unsere Patient:innen.
Dr. med. Sven Uwe Jager: Es gibt sicherlich Dinge, die sich leichter vereinen lassen als die Rollen des Vaters und des Arztes. Gerade in jungen Jahren, in der Phase des Aufbaus und zunehmender beruflicher Verpflichtung, bleibt für die Rolle des Vaters zuweilen zu wenig Zeit. In späteren Jahren kehrt sich mit zunehmender Routine allmählich das Verhältnis etwas um und es gelingt, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen.
Die Frage hat sich in dieser Klarheit nie gestellt und Work-Life-Balance war vor 20 Jahren kein Begriff. Als Vater präsent zu sein und die Kinder wirklich begleiten zu können, ist in einer Familie, in der auch die Mutter selbständige Ärztin ist, immer eine große Herausforderung. Wenn ein Sohn dann gerade mit dem Medizinstudium begonnen hat, kann der Beruf für den Nachwuchs nicht zu abschreckend gewesen sein.
Dr. med. Dirk LandwehrWelchen Rat würden Sie Vätern geben, die eine ärztliche Tätigkeit ausüben
Dr. med. Dirk Landwehr: Nicht zu viel planen, sondern es einfach geschehen lassen, wenn es sich in der Lebenssituation gut anfühlt!
PD Dr. med. Dr. med. univ. Lukas Kofler: Der wichtigste Rat aus meiner Sicht ist: Nur im Team ist man stark! Ohne meine Frau könnte ich unmöglich die beiden extrem herausfordernden Rollen als Vater und Ärztlicher Leiter erfüllen. Uns war besonders wichtig, dass wir uns beide beruflich wie privat einbringen und uns gegenseitig unterstützen. Organisationsfähigkeit und Flexibilität sind weitere Punkte, die ich als sehr wichtig empfinde.
Ich kann jedem Arzt und Vater nur den Rat geben, stets darauf zu achten, dass genügend Zeit für die Familie und insbesondere die Kinder, auch außerhalb der Urlaube und Wochenenden bleibt, denn diese Zeit ist unwiederbringlich verloren, wenn sie einmal vorbei ist.
Dr. med. Sven Uwe JagerWir wünschen allen Vätern einen schönen Vatertag!