Zwischen Medizin und Familie – Teil 2: Arztberuf und Muttersein im Fokus
Die Vereinbarkeit von Kind und Karriere ist eine der größten Herausforderungen, mit denen viele Eltern konfrontiert sind. Die Frage, wie man berufliche Ambitionen und die Bedürfnisse der Familie in Einklang bringt, beschäftigt sowohl Mütter als auch Väter auf der ganzen Welt. Insbesondere für Ärzt:innen kann es zwischen langen Arbeitsstunden, Schichtdiensten und der Verantwortung für das Wohlergehen der Patient:innen schwierig sein, genug Zeit und Energie für die Familie zu finden. Dennoch gibt es viele Ärzt:innen, die erfolgreich die Balance zwischen ihren beruflichen Verpflichtungen und ihrer Rolle als Elternteil finden.
Im ersten Teil unserer Reihe „Zwischen Medizin und Familie: Arztberuf und Vatersein im Fokus” haben wir bereits die Perspektive der Ärzte aus unserem Netzwerk auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf beleuchtet. Anlässlich des Muttertages stehen in diesem Blogartikel nun die Sichtweise und Erfahrungen ihrer weiblichen Kolleg:innen im Fokus.
Erfahren Sie, wie die Ärztinnen aus unserem Netzwerk ihre Rolle als Mutter mit ihrer ärztlichen Tätigkeit in Einklang bringen, welchen Rat sie anderen Ärzt:innen mit auf den Weg geben möchten und wie sie den Muttertag verbringen.
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Karriere mit Kind – für Ärztinnen eine besonders große Herausforderung
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stellt Mütter wie Väter vor so manch große Herausforderungen und (Alltags-)Probleme. Nichtsdestotrotz scheinen es nach wie vor die Mütter zu sein, die sich im Spannungsfeld zwischen Elternschaft und ärztlicher Tätigkeit verstärkt mit Herausforderungen konfrontiert sehen. Dies belegt auch eine neue Studie der Kliniken des Universitätsklinikums der Ruhr-Universität Bochum, deren Ergebnisse im GMS Journal for Medical Education veröffentlicht wurden.
Im Zeitraum von November 2021 bis Februar 2022 wurden insgesamt 2.060 Ärzt:innen aus Deutschland zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf befragt. Das Ergebnis: Frauen, die eine Karriere als Ärztin anstreben, empfinden dies im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen subjektiv als schwieriger. Besonders die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stellt für Frauen eine größere Herausforderung dar als für Männer.
Die Umfrage umfasste Mediziner:innen aller Berufsstufen und befragte sie zu ihren Erfahrungen und Ansichten in verschiedenen Lebens- und Karrierephasen. Es wurde auch nach alternativen Arbeits- und Elternzeitmodellen gefragt. Viele kinderlose Frauen und Männer in Assistenz- oder Facharztpositionen gaben an, dass sie sich gezwungen fühlen, zwischen ihrer Karriere und der Familienplanung wählen zu müssen.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf: das sagen unsere Ärztinnen
Wie gelingt es nun aber, die beiden Rollen in Einklang zu bringen? Wie sieht der ärztliche Alltag mit Kind aus? Und wie verbringen die Ärztinnen den Muttertag? Das verraten uns Dr. med. Katrin Kofler (MVZ Hautzentrum am Holzmarkt), Dr. med. Laura Degenhardt (MVZ Dermatologie & Ästhetik Saarland) und Dr. med. Miriam Rehbein (Dermatologie am Friedensengel) im Kurzinterview.
Wie verbringen Sie den Muttertag?
Dr. med. Katrin Kofler: Den Muttertag werde ich mit meiner kleinen Tochter und mit meinem Mann bei hoffentlich schönem Wetter und einem späten Frühstück im Garten verbringen.
Dr. med. Laura Degenhardt: Den Muttertag werde ich mit meinen Kindern und mit meinem Mann verbringen. Morgens frühstücken wir in Ruhe und genießen dann die gemeinsame Zeit bei hoffentlich schönem Wetter.
Den Muttertag verbringe ich selbstverständlich mit meinen Kindern und mit meinem Mann. Wir machen uns einfach einen wunderschönen Tag. Allerdings muss ich sagen, dass wir versuchen, jeden Tag irgendetwas Besonderes mit den Kindern zu machen. Sei es ein schönes Morgenritual, ein außergewöhnliches Abendessen oder eine besondere Abendroutine. Ich glaube die Kunst liegt darin, jeden Tag zu versuchen, wertvolle Zeit mit seinen Kindern zu verbringen und diese wirklich zu genießen, denn sie werden so schnell groß!
Dr. med. Miriam RehbeinWas bedeutet Ihnen das Muttersein?
Dr. med. Laura Degenhardt: Das Muttersein bedeutet für mich, eines der wunderbarsten Dinge der Welt erleben zu dürfen. Die Liebe zu seinem Kind, die man auf so schöne, unbeschwerte Weise zurückbekommt, ist unbeschreiblich und macht anstrengende Tage und Nächte wett. Sein Kind aufwachsen zu sehen, lässt einen selbst wachsen und verleiht Kraft und Mut.
Dr. med. Miriam Rehbein: Meine Rolle als Mutter ist mit Abstand die wichtigste und schönste Rolle in meinem Leben – und auch die anspruchsvollste. Ich könnte mir ein Leben ohne Kinder nicht vorstellen! Sie sind die absolut größte Bereicherung, die ich mir je hätte wünschen können. Von all den Dingen, die ich je in meinem Leben gemacht habe, sind sie wirklich mit Abstand das Beste – bedingungslos.
Wie vereinen Sie die Rolle als Mutter mit der Rolle als Ärztin?
Dr. med. Miriam Rehbein: Die besondere Herausforderung für uns Frauen, viele wichtige Rollen miteinander vereinbaren zu müssen, ist eigentlich absurd. Sowohl Mutter als auch Ärztin zu sein, ist unglaublich schwierig, das muss man anerkennen. Beides gleichzeitig ist nicht immer hundertprozentig möglich, dennoch ist man seinem Kind zu hundert Prozent verpflichtet. Es ist leider oft der Fall, dass die kleinen Kinder krank sind. Dann muss man die Sprechstunde natürlich absagen, denn die Kinder haben Priorität. Dies ist keine einfache Angelegenheit, und man braucht viel Verständnis von Seiten des Patienten und eine gute Kommunikation. Zum Glück kennen die meisten Patienten diese Situation und sind verständnisvoll. Als Mutter und Ärztin braucht man ein hohes Maß an Flexibilität, Ausdauer, Durchhaltevermögen und Belastbarkeit.
Dr. med. Laura Degenhardt: Sowohl die Rolle als Mutter als auch als Ärztin erfordert vollen Einsatz. Manchmal hat man das Gefühl, nicht allem gerecht werden zu können. Ich habe gelernt, Sachen abzugeben und habe das Glück, dass mein Mann und meine Eltern mich sehr unterstützen. Seit Anfang des Jahres haben wir außerdem ein Au-pair, was den Alltag für uns erleichtert.
Das ist tatsächlich nicht immer ganz einfach und bedarf einem guten Team als Familie und einer strukturierten Planung des Alltags. Beide Rollen sind zwar sehr unterschiedliche, aber wichtige Bestandteile in meinem Leben, welche mich vor Herausforderungen stellen und mich gleichzeitig sehr erfüllen.
Dr. med. Katrin KoflerWelchen Rat würden Sie Müttern geben, die eine ärztliche Tätigkeit ausüben?
Dr. med. Katrin Kofler: Lassen Sie sich nicht davon abhalten! Der Beruf als Ärztin ist meiner Meinung nach ein so toller Beruf und es sollten insgesamt viel mehr Frauen dafür kämpfen, Karriere zu machen.
Dr. med. Miriam Rehbein: Wenn man Ärztin werden möchte und gleichzeitig Mutter sein will, muss man sich dieser extremen Doppelbelastung bewusst sein. Das Problem ist, dass man die Sprechstunde nicht schieben kann. Hat man als Mutter einen Bürojob, ist es vielleicht in Ordnung einmal zu sagen: „Oh je, das Kind ist heute Morgen krank und ich habe sonst niemanden, also werde ich die Arbeit am Nachmittag erledigen.“ Als Ärztin geht das nicht, denn der Patient hat einen festen Termin. Dazu braucht es eine gute Organisationsstruktur und auch Hilfe, denn wenn man sowohl Ärztin als auch Mutter sein will, geht es nicht ganz allein. Man braucht einen guten Partner und viel Rückhalt in der Familie. So kann man das hinbekommen. Am Ende des Tages muss uns Müttern bewusst sein, dass wir in der Verantwortung für alle Positionen sind. Es kann sein, dass einen das manchmal ganz schön überfordert – darauf muss man vorbereitet sein.
75 % der niedergelassenen Dermatolog:innen sind weiblich. Viele davon sind Mutter oder wollen Mutter werden. Eine Karriere als Ärztin und das Muttersein sind heute zum Glück gut vereinbar, wenn man die richtige Fachrichtung auswählt und die Rahmenbedingungen stimmen. Darauf sollte man achten. Die Anstellung bei CORIUS ist für mich ein Volltreffer. Als angestellte Ärztin kann ich meine Arbeitsstunden meiner familiären Situation anpassen und genieße trotzdem die Möglichkeit, als Ärztliche Leitung unser MVZ mit einem tollen Team vor Ort sowie im Headoffice voranzubringen.
Dr. med. Laura DegenhardtWir wünschen allen Müttern einen schönen Muttertag!